18.12.2024

Das Kulturzentrum TOLLHAUS stellt Nachhaltigkeitsmaßnahmen vor

Riesenschritte auf dem Weg zu Klimaneutralität

Mit zwei Maßnahmen beschreitet das Kulturzentrum zum Jahresende einen Riesenschritt auf dem Weg zum klimafreundlichen Veranstaltungszentrum. Zum einen gilt jedes ab sofort gekaufte TOLLHAUS-Ticket als Fahrschein für An- und Abreise im KVV-Gebiet. Zum anderen wurden in den vergangenen Wochen auf dem Altbaudach des soziokulturellen Zentrums im Osten der Stadt die PV-Module für eine weitere Solaranklage aufgebracht, die die bisherige 50 kW-Anlage auf dem Neubau des großen Saals um 100 kW Peak erweitern soll.

Die neue PV Anlage und die Unterstützung durch die BEnKA

"Auch wenn das TOLLHAUS seit Anbeginn mit einem sparsamen Verbrauch von Ressourcen und einem ausgeprägten Umweltbewusstsein verbunden ist, hat mit dem Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine und die damit verbundene Energiekrise das Nachhaltigkeitsthema auch bei uns ein ganz anderes Niveau erreicht", sagte Daniel Geiger, der technische Leider des Karlsruher Kulturzentrums: "So haben wir im Rahmen des Green Culture Index 2023 erstmals eine CO2-Bilanz für unser Haus erstellt." Dabei stellte sich heraus, dass das TOLLHAUS etwa die Hälfte seines Energieverbrauchs aus Netzstrom bezieht. "Als wir zum Beispiel durch konsequentes Umstellen auf LED-Beleuchtung unser Energiesparpotential erschöpft sahen, haben wir uns gefragt, inwieweit wir noch in die Energieerzeugung einsteigen können", so Geiger. Nachdem es für das TOLLHAUS 2010 selbstverständlich gewesen war, den Neubau des großen Saals mit einer PV-Anlage auszustatten, was das TOLLHAUS damals zum Pionier in Richtung Klimaneutralität eines Kulturzentrums machte, lagen die Dachflächen des Altbaus der denkmalgeschützten ehemaligen Viehhalle noch brach. Angesichts der Verschärfung der Klimaveränderung war auch beim Denkmalschutz ein Umdenken eingekehrt, weshalb das TOLLHAUS die PV-Ausstattung seines Altbaus in Angriff nehmen konnte.

Unterstützt wurde es dabei von der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) und vor allem der BürgerEnergie Karlsruhe eG (BEnKA), einer Energiegenossenschaft, die die Energiewende "von Bürgern für Bürger" zu unterstützen sucht, wie der Vorstand Johannes Herrmann betonte. BEnKA ist seit zwei Jahren in Karlsruhe aktiv und hat gerade zusammen mit dem Team Sauberes Karlsruhe eine erste Anlage im Rheinhafen ans Netz gebracht und weitere Anlagen in Arbeit. "Wir versuchen als Genossenschaft eine Lücke zu schließen und zum Beispiel auf den Turnhallendächern von Vereinen Anlagen zu ermöglichen, die für die großen Player nicht genügend Rendite abwerfen", so Herrmann, der normalerweise mit BEnKA selbst Anlagen betreibt. Im Falle vom TOLLHAUS habe man beraten, geplant und vermittelt, damit der Kulturverein seine eigene Anlage in kurzer Zeit realisieren konnte.  
"Es war für uns aus verschiedenen Gründen sinnvoll, die Anlage, die sich in zehn Jahren gerechnet haben sollte, selbst aus Rücklagen zu finanzieren", so Geiger. Die neue Anlage soll nun vor allem den Eigenverbrauch decken. Insgesamt will das TOLLHAUS künftig mehr Strom erwirtschaften, als es selbst verbraucht. Da das Kulturzentrum durch seinen Veranstaltungsbetrieb vor allem in den Abendstunden Strom benötigt, wurde die Anlage mit einem üppigen Speicher ausgestattet.

Das TOLLHAUS-Ticket als Fahrschein

Betrachte man die CO2-Bilanz des Veranstaltungsbetriebs insgesamt, dann schlagen An- und Abreise der Besucherinnen und Besucher in der Klimabilanz mit rund 80 Prozent besonders zu Buche. Hier anzusetzen, sei in der Vergangenheit immer wieder angedacht worden, nun aber dringend geboten gewesen, so der TOLLHAUS-Geschäftsführer Sebastian Bau. Ab sofort gelten die neu gekauften TOLLHAUS-Eintrittskarten am Veranstaltungstag auch als Fahrkarte im Gebiet der Karlsruher Verkehrsbetriebe (KVV). Er freue sich sehr darüber, wie komplikationslos und schnell die Vereinbarung mit dem TOLLHAUS geklappt habe, so der KVV-Prokurist Benjamin Bock: "Das Kombiticket ist für uns generell ein wichtiges Instrument, gerade auch im Hinblick auf mögliche Erstnutzer,  doch in diesem Fall hat es einen ganz besonderen Reiz. Denn wir haben hier einen der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte direkt vor der Tür und eine hervorragende Anbindung des Schlachthofareals an den öffentlichen Personennahverkehr."

Refinanzieren möchte das TOLLHAUS diese Maßnahme unter anderem durch eine zum Ticketpreis kommende Mobilitätspauschale von 50 Cent, die durch die Investition in zusätzliche Stellplätze und gegebenenfalls Ladestationen auch den Fahrradfahrenden zugute kommen soll.

Nachhaltigkeit im TOLLHAUS

Anders als sparsam und stets nach verbrauchs- und kostengünstigen Lösungen strebend hätte das soziokulturelle Zentrum kaum seine mittlerweile über 40-jährige Geschichte meistern und so erfolgreich werden können. Schließlich muss das TOLLHAUS 85 bis 90 Prozent seines Umsatzes durch eigene Leistung erwirtschaften und steht damit seit jeher am unteren Ende der Förderungsskala vergleichbarer Einrichtungen in Land und Bund. Mit geringen Mitteln und viel Eigenleistung hatte das TOLLHAUS zu Beginn der 1990er Jahre die denkmalgeschützte Viehhalle  zum Kulturzentrum ertüchtigt, ebenso eigeninitiativ ging man zwei Jahrzehnte später zu Werke, als es daran ging einen großen Saal an das bestehende Kulturzentrum anzubauen. Ohne jeden Luxus wurde effizient und zweckdienlich gebaut, wobei der Gedanke der Nachhaltigkeit bereits mitgedacht wurde, auch wenn damals kaum jemand wusste, was es mit diesem Begriff auf sich haben sollte.

"Wir scheuen uns nicht, uns aus unserer Komfortzone heraus zu bewegen", so der Technische Leiter des Hauses Daniel Geiger, "und muten unserem Publikum durchaus auch etwas zu." Als vor zwei Jahren mit dem Beginn des Ukrainekrieges energiepolitisch auf breiter gesellschaftlicher Front ein Umdenken einsetzte, und die Erkenntnis der Notwendigkeit des drastischen Energiesparens sich ausbreitete, wurde vielfach beteuert, dass man ja wohl in den Waschräumen öffentlicher Gebäude auf Warmwasser zum Händewaschen verzichten könne, konnte man im TOLLHAUS nur grinsen. Nie hatte es hier einen Warmwasserhahn an den öffentlichen Waschbecken gegeben. Dennoch war der Überfall auf die Ukraine im Frühjahr 2022 auch im TOLLHAUS Initial für einen Umdenkungsprozess, der in kürzester Zeit zu einer Fülle kleinerer Maßnahmen führte, die teilweise enormes Einsparpotential offenbarten. "Wir haben das bei uns seit Jahren stets präsente Thema Nachhaltigkeit ganz anders systematisiert, als zuvor", so Geiger, "wir haben Verbräuche analysiert, eine CO2 Bilanz für unser Haus erstellt und und Stück für Stück mit kleinen Maßnahmen voranbewegt. Dabei haben wir festgestellt, dass die intensive Klein-Klein-Arbeit auch große Effekte haben kann." So hatte alleine die Temperatursteuerung mit Hilfe von Smart-Home-Technik im Altbau des Kulturzentrums schon eine Energieeinsparung von 30 Prozent zur Folge. Nachhaltige Einkaufsstrategien der TOLLHAUS-Gastronomie, das neu eingeführte, vom TOLLHAUS erheblich geförderte Job Ticket für Mitarbeitende oder die Umstellung der Ticketrohlinge auf recycelbares Thermo-Druckpapier sind weitere Anstrengungen im Rahmen der Klein-Klein-Arbeit im Nachhaltigkeitbestreben.

Mit dem momentanen Stand sind freilich weitere Fortschrittssprünge nur schwer machbar. Als nächste Großmaßnahme müsse man an die zeitgemäße Dämmung des Altbaus gehen, so Sebastian Bau, da hoffe man, gemeinsam mit dem Vermieter Fächer GmbH in absehbarer Zeit Denkmalschutz und Energie-Einsparen besser zu vereinbaren zu können.


Das TOLLHAUS als Vorbild und Vernetzer

Sowohl auf lokaler, als auch auf überregionaler Ebene hat das TOLLHAUS Vorbildfunktion übernommen und engagiert sich in verschiedenen Netzwerken und Initiativen. So arbeitet es gemeinsam mit der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) an einem Programm, das den Einrichtungen des Kultur- und Kreativparks Alter Schlachthof zu einer differenzierten  Energieberatung verhelfen soll. Das TOLLHAUS ist ebenso im Netzwerk Karlsruher Kultureinrichtungen (unter anderem Badisches Staatstheater, Staatliche Kunsthalle, Musik-Club Substage, ZKM) aktiv wie es im Austausch mit dem Bundesverband soziolkultureller Zentren an der Formulierung bundesweiter ökologischer Mindeststandards für soziokulturelle Zentren mitwirkt.

16.04.2024

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